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Nach Einschätzung der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) verfügt Iran heute über genügend nahezu waffenfähiges Uran für mehrere Sprengköpfe und ist so nah wie noch nie am Bau einer Atombombe, laut Reuters. Die israelische Führung unter Ministerpräsident Netanjahu wertete diese Lage als „Endspiel“, um Irans Nuklearprogramm dauerhaft zurückzuwerfen.
Operation „Rising Lion“
Am 13. Juni 2025 startete Israel eine Großoffensive gegen Ziele im Iran.
- Auslöser: Neue Verhandlungsrunde USA–Iran war kurz zuvor gescheitert.
- Umfang: Rund 200 Flugzeuge griffen gleichzeitig Nuklear- und Militäranlagen bei Natanz, Fordo, Isfahan sowie Führungszentren der Revolutionsgarden an.
- Ziele: Infrastruktur, Flugabwehr, ballistische-Raketen-Fabriken sowie hochrangige Militärs und Nuklearwissenschaftler.
Israel kann in kurzer Zeit Anlagen zerstören, jedoch keinen strategischen „Knock-out“ erzielen. Irans ausgedehnte Landesfläche, sein Stellvertreternetz (Hisbollah, Houthis, irakische Milizen) und die politischen Folgekosten verhindern einen schnellen Gesamtsieg.
Risiko einer regionalen Ausweitung
In Anbetracht der angespannten Lage stellt sich die Frage, ob sich der Konflikt regional ausweiten könnte. Zum jetzigen Zeitpunkt sprechen drei wichtige Gründe eher dagegen:
- Flächenbrand in Libanon/Syrien/Irak: Hisbollah verfügt laut CIA-Schätzung über >150 000 Raketen und Präzisionslenkwaffen. Ein Dreifrontenkrieg (Nord-Libanon, Gaza, Jemen) würde Israels Abwehrsysteme überlasten.
- Kosten: Allein die aktuelle Luftoperation kostet etwa 200 Mio. $ pro Tag; eine Bodeninvasion samt Besatzung würde zweistellige Milliardenbeträge erfordern und hohe Reservistenverluste nach sich ziehen – politisch schwer vermittelbar.
- Verbündete: Die USA möchte zum jetzigen Zeitpunkt einen Ölpreisschock definitiv vermeiden. Dieser könnte die Wirtschaftsziele und die ohnehin angespannte Wachstums-/Inflationssituation verschlechtern.
Worst-Case Szenario bei Ölmarktschock
Am 13. Juni sprang der Brent-Preis intraday auf 78,50 USD/Barrel und schloss bei 74,23 USD (+7 %) – der stärkste Tagessprung seit 2022.
- Iran exportiert rund 2 Mio. bpd Rohöl (≈ 2 % des Weltangebots).
- Durch die Straße von Hormus fließen jedoch 18 – 20 % des globalen Ölverkehrs (18-19 Mio. bpd)
- Worst Case: Eine Sperrung der Meerenge von Hormus durch das iranische Militär könnte den Preis schnell auf +100 USD treiben.
- Ökonomische Schätzungen zeigen: +10 USD beim Öl verteuern die US-Verbraucherpreise um ca. 0,5% und drücken das BIP innerhalb eines Quartals um 0,1–0,2% laut WSJ.
- Bei +100 USD (gegenüber Vorkrisenniveau von 70 USD)
- könnte die jährliche Inflationsrate von 3% auf 4,5% steigen, die Fed müsste Zinssenkungen vertagen. Steigen parallel die Langfristrenditen, wird die US-Staatsfinanzierung zusätzlich belastet.
- Das Wirtschaftswachstum in den USA würde
Gegenargumente des worst-case Szenario:
- Iran würde sich selbst und Hauptabnehmer China ökonomisch strangulieren.
- Die Verbündeten der Kriegsparteien in Washington, Riad und Peking haben starkes Interesse, eine totale Eskalation zu verhindern.
Auswirkungen auf die Kapitalmärkte bei Ölpreisanstieg
- Aktien: Risiko-Off-Stimmung; Rotation von zinssensitiven Growth-Sektoren (Tech) hin zu Energie-, Rohstoff- und defensiven Qualitätswerten.
- Anleihen: Höhere Real- und Inflationserwartungen treiben Langläufer; Spread-Risiken für Hochzins-Emitter steigen.
- Rohstoffe & Gold: Profiteure eines verlängerten Konflikts (Sicherer-Hafen-Funktion).
- FX: US-Dollar und CHF fest, EM-Währungen mit Leistungsbilanzdefizit unter Druck.
Zusammenfassung
- Ein hochintensiver, begrenzter Schlagabtausch bleibt das wahrscheinliche Szenario. Ein Totalkrieg wäre für beide Hauptakteure ruinös:
- Israel: Belastung der Heimatfront, Wirtschaft und Reservisten-Moral.
- Iran: Regimestabilität & Ölexportabhängigkeit.
- Die entscheidende Vermittlerrolle liegt bei den USA, Saudi-Arabien und China. USA als auch China haben großes Interesse an einem niedrigen Ölpreis um Wachstum und Inflation stabil zu halten.
- Das worst-case Szenario sollte man beachten, jedoch halten wir es aufgrund der beschriebenen Einschränkungen der Akteure als unwahrscheinlich.